Alltagswahnsinn einer alleinerziehenden Dreifach-Mama Teil II

 ——————Fortsetzung von Teil I-—————-

(…)
17:30 jetzt muss Mama nur noch die Vertragsunterlagen aus der Geschäftsstelle des Fußballvereins abholen. Aber wo genau ist die? Sie zieht ihre beiden Töchter hinter sich her und macht sich auf die Suche. Es ist kalt und es hat angefangen zu regnen. Die Vierjährige möchte getragen werden. Nein, das geht jetzt nicht, das ist Mama zu schwer, außerdem tun ihr mittlerweile eh schon Rücken und Füße weh. Die Kleine fängt an zu weinen. Mama fühlt sich wie die schlechteste Mama der Welt.

17:45 Geschäftsstelle beim dritten Anlauf gefunden! Zum Glück werden ihr die Vertragsunterlagen schnell gereicht und sie darf sie in Ruhe zu Hause ausfüllen und das nächste Mal mitbringen, auch das Passfoto benötigt der Verein nicht sofort. Puh!
17:55 Jetzt aber schnell zurück zu den Kabinen – um 18:00 ist nämlich das Training vorbei und der Sohn erwartet seine Mama vor der Kabine.
18:10 der frisch geduschte Sohn ist abgeholt und es geht zum Auto, wieder 15 Minuten durch den Regen. Fußballplätze sind weitläufig und die Geschäftsstelle, in deren Nähe Mama geparkt hatte, leider so gar nicht besonders nah an den Kabinen. Die Mädchen maulen, dass sie nicht mehr laufen wollen und dass ihnen kalt ist.

drei kids wilmersdorfer

18:30 Auf der Rückfahrt gibt es wieder jede Menge Streit. Die Kinder lieben es gerade, sich gegenseitig zu provozieren, und irgendwie geht jeder auch auf jede Provokation ein – sehr zum Leidwesen der gestressten Mama, die sich jetzt nur noch nach Ruhe, Essen und ihrem wohlverdienten Feierabend sehnt. Mittlerweile hat sie auch noch Kopfschmerzen. Und Durst. Ihre zahlreichen Ermahnungen an die Kinder, endlich ruhig zu sein, bewirken leider gar nichts. Außerdem werfen ihr ihre Kinder vor, eine „soooo gemeine Kackamutter“ zu sein, weil sie es vorzieht, direkt nach Hause zu fahren anstatt jetzt noch mit ihren drei quengeligen Kindern zu Lidl zu gehen, um einzukaufen und Stikeez zu holen! Die Mädchen auf den Rücksitzen provozieren sich gegenseitig und sie schreien abwechselnd schrill. Mamas Nerven liegen blank. Sie ruft, sie sollen nun bitte endlich damit aufhören. Außerdem habe sie schon Kopfschmerzen. Die Mädchen machen weiter, der Sohn findet´s lustig. Durch seine Reaktion ermuntert er die Schwestern natürlich umso mehr, weiter Quatsch zu machen. Mama rastet aus. Zwar ist kurz Ruhe, aber nun hat Mama wieder ein unglaublich schlechtes Gewissen. Was ist sie nur für eine schlechte Mutter, die ihre armen Kinder anschreit? Noch dazu, wo diese gerade ihren Papa verloren haben!

19:00 endlich zu Hause! Mama schmeißt den Ofen an. Heute gibt’s Tiefkühlpizza. Fürs Kochen ist jetzt weder Zeit noch Energie übrig. Sie räumt die Spülmaschine aus. Die Kinder reichen ihr die leeren Brotboxen aus den Schultaschen, die sie in die Spülmaschine einräumt und hocken sich vor den Fernseher. Mama beauftragt sie, doch bitte schon mal Badewasser einzulassen. Sie rennt in den Keller und stellt die Waschmaschine an, dann geht sie wieder in die Küche und schiebt die Pizza in den mittlerweile vorgeheizten Backofen. Die Vierjährige kommt in die Küche. „Ich hab Durst!“ Mama gibt ihr etwas zu trinken. Und auch den anderen stellt sie etwas hin. Ausreichend trinken ist ja so wichtig! Auch sie hat Durst. Moment, das Badewasser! Das Badewasser ist immer noch nicht eingelassen. Mama schimpft. Die Mädchen gehen hoch und stellen das Wasser an. Der Sohn kommt in die Küche. „Darf ich Süßigkeiten?“ Nein, es gibt doch gleich Essen. „Nur eine! Bitteeee!“ Nein. Der Sohn findet´s „voll gemein“, außerdem sei er „am Verhungern“. Er schreit herum. Oooooohhhhhmmmmm… Mama atmet tief durch und trinkt einen Schluck Wasser.

19:30 Die Pizza ist fertig. Mama holt sie aus dem Ofen, packt sie auf die Teller, schneidet sie in Stücke und ruft ihre Töchter, die immer noch oben sind. Sie haben angefangen, im Kinderzimmer Baby zu spielen und es kostet wieder etwas Mühe, sie herunter zum Essen zu bewegen.

19:40 Alle Kinder sitzen am Tisch und essen. Der Fernseher läuft dabei ganz unpädagogisch wertvoll, aber wenigstens ist mal kurz Ruhe. Hallelujah!!

Kurz duchatmen.

Nun folgt die nächste Aufgabe: Mama muss die Kinder weg vom Fernseher und hoch ins Badezimer bewegen, und vorher sollen sie noch ihren Teller abräumen. Alles erscheint ihr wie ein Kampf. Alles ist so anstrengend und nichts geht scheinbar ohne Widerstand, Diskussion und Rechtfertigung. Mamasein ist ein echter Knochenjob. Und über die fehlende Wertschätzung/ Bezahlung/ lächerliche Rente wollen wir hier mal gar nicht erst anfangen zu sprechen. Mama ist erschöpft, müde und hungrig, Rücken und Füße tun ihr weh. Sie möchte nun endlich, dass ihre Kinder schlafen und sie ein wenig Ruhe und Zeit für sich hat, bevor sie schlafen geht und das Gleiche in ein paar Stunden von vorne beginnt. Sie fühlt sich wie ein Hamster im Laufrad, die Kinder und die Gesellschaft treiben es stetig an, sie hetzt hinterher. Und wie sehr sie auch hetzt, und wie sehr sie sich auch bemüht, kann sie es doch keinem recht machen, am allerwenigsten  sich selbst.

Als sie endlich mit den Kindern im Badezimmer angekommen ist, traut sie ihren Augen nicht: es ist kein Wasser in der Wanne; die Mädchen hatten vergessen, den Stöpsel zu schließen.

Egal – dann wird eben morgen gebadet. Doppelt so gründlich! Also schnell Zähne putzen und dann ab ins Bett. Obwohl es eigentlich schon zu spät und sie zu müde ist, liest sie ihren Kindern noch eine Geschichte vor. Schließlich hatten sie sich so darauf gefreut, und versprochen ist versprochen. Nach der Geschichte wünscht sie ihren Mäusen noch eine gute Nacht, gibt ihnen ein Küsschen und sagt jeder einzelnen, wie lieb sie sie hat.

Fast ist sie schon aus dem Zimmer, ihre Entspannung scheint so nah, sie kann ihr Essen förmlich schon schmecken, da steht der Sohn wieder auf und schaltet das Licht an. „Ich muss mal auf´s Klo!“ Mama platzt der Kragen: „ICH HATTE EUCH DOCH VOR DER GESCHICHTE GEFRAGT, OB IHR NOCH MAL MÜSST, WEIL ICH EBEN NICHT MÖCHTE, DASS IHR NACH DER GESCHICHTE WIEDER AUFSTEHT!!!!“ Nun ist die Tochter, die bereits eingeschlafen war, auch wieder aufgewacht.

Mama bricht in Tränen aus. „Ich kann nicht mehr! Das ist mir alles zu viel!“ Noch während diese Worte aus ihr herausbrechen, fühlt sie sich schelcht. Wie kann sie nur die Kinder damit belasten? Was ist sie nur für eine schlechte Mutter? Sie fühlt sich nun noch schlechter. Sauer auf sich selbst, gelingt es ihr irgendwie, die Kinder wieder einigermaßen zu beruhigen. Sie geht nach unten, aber ihr Abend ist gelaufen. Sie isst irgendetwas, nur um etwas im Bauch zu haben, und auch das nervt sie, hatte sie sich doch so sehr auf ihre Auszeit gefreut. Nun aber kann sie sie gar nicht genießen, sie fühlt sich wie die schlechteste Mama der Welt. Da fällt ihr die Wäsche ein. Schnell packt sie sie noch von der Waschmaschine in den Trockner und räumt die Küche auf. Da war doch noch was… Ach ja, der kalte Kaffee in der Microwelle. Sie wischt sie aus und bereitet parallel das Lieblingsmüsli ihrer Tochter für den nächsten Schultag vor. Die Sendung im TV, die sie eigentlich gern gesehen hätte, ist mittlerweile fast vorbei.

Als sie sich endlich vor den Fernseher auf das Sofa legt, geht sie im Kopf noch mal alle Sachen für den nächsten Tag durch: Welche Termine stehen an? Hat sie alles dafür? Welches Kind hat Sport? Stehen die Turnbeutel bereit? Befinden sich die am Morgen zu befüllenden Brotboxen auch tatsächlich in der Spülmaschine, so dass sie sie morgen früh nicht erst alle abwaschen muss? Mist! Sie hat vergessen, die Kinder daran zu erinnern, die Kleidung für den nächsten Tag herauszulegen! Na gut, dann muss es morgen früh eben mal noch schneller gehen.

session couch

Mama öffnet die Augen, die Kerzen auf dem Sofatisch flackern, der Fernseher läuft, seine Uhr zeigt 1:30. Oh nein, sie ist eingeschlafen. Dabei muss sie sich doch noch abschminken und sich ihre Zähne putzen….. 2:30 Ups, schon wieder eingenickt. Jetzt muss sie aber wirklich aufstehen und sich abschminken und sich…  3:00 jetzt aber wirklich! Mama schleppt sich ins Bad, befreit sich vom Make up und putzt sich die Zähne. Hoffentlich wachen die Kinder nicht auf. Nein, zum Glück schlafen sie tief und fest. Sie geht wieder herunter und legt sich hin. Sie kann nicht einschlafen. Da fällt ihr ein, dass sie die Spülmaschine gar nicht eingeschaltet hatte. Das holt sie schnell nach, dann legt sie sich wieder hin. Irgendwann schläft sie endlich. In drei Stunden klingelt der Wecker.

…nun beginnt der neue Tag; dafür einfach wieder Alltagswahnsinn Teil I lesen, danach Teil II, usw… am Wochenende ändern sich eigentlich nur zwei Dinge:

  1. die Kleidung muss nicht herausgesucht werden (folglich ist es auch nicht schlimm, wenn dies vergessen wird) und
  2. die Kinder müssen nicht geweckt werden. Sie stehen von alleine, wie von Geisterhand, noch früher auf als unter der Woche! Und ihre erste Frage lautet: „MAMAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!! Was machen wir heute?!?!“

Drei sind (mindestens) eines zuviel

Wir haben drei Kinder. Gerade wie jetzt auf Reisen merken wir immer häufiger, dass die moderne westliche Welt nicht auf drei Kinder, sprich auf eine fünfköpfige Familie, ausgerichtet ist. Wir sind einfach zu viele…

Zu viele für Auto, Bus, Bahn

Es fängt schon beim Auto an. Zwar ist der Standard ein Fünfsitzer, aber sind wirklich alle Plätze besetzt, fährt es sich doch ziemlich eng. Mal eine Freundin zusätzlich mitnehmen? Unmöglich! Also muss dringend ein Siebensitzer her. Doch auch bei dem geht es mit drei Kindern problematisch weiter: Getränkehalter sind hinten nur zwei vorhanden, Rücksitze, an denen man z.B. Bildschirme befestigen kann (gerade auf längeren Fahrten wie bei uns nach Spanien unabdingbar), gibt es nur zwei Mal, also muss entweder ein Kind auf das Bespaßungsprogramm verzichten (ha, ha, ha), oder es muss auf die hinterste Sitzreihe ausweichen; was natürlich keiner will.

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Wenn man nicht mit dem Auto reist, stößt man auf dieselben Probleme: Sitze gibt es nämlich auch in öffentlichen Verkehrsmitteln immer nur zwei oder (wenn man Glück hat) vier zusammen, aber nie fünf oder mehr. Also wird einer auf den Schoß genommen (ungemütlich), oder muss allein sitzen (will niemand, außer vielleicht ein Elternteil, welches dem anderen allerdings nicht zumuten kann, sich allein um drei Kinder zu kümmern), oder die Familie muss sich in zwei Grüppchen aufteilen.

 

Zu viele fürs Hotelzimmer

Weiter geht´s im Hotel: klassisch gibt es Einzel- und Doppelzimmer. Ein Kinderbett kann meist dazugestellt werden. Nicht aber drei! Familienzimmer gibt es in den wenigsten Hotels, und selbst die sind standardmäßig auf zwei Kinder ausgerichtet, also müssen sich die Eltern entweder aufteilen und zwei Zimmer buchen oder (so wie wir) einfach ein Vierbett-Familienzimmer nehmen und ihre drei Kinder in ein Doppelbett packen – wobei man bei dieser Variante auf eine Lektion des Rezeptionisten gefasst sein muss.

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Zu viele für den Tisch im Restaurant

Im Restaurant ist es ähnlich: Ein Tisch ist klassicherweise auf zwei oder vier Personen ausgerichtet. Zu fünft müssen wir also entweder zwei Tische zusammenstellen (oft, gerade wenn es voll ist, nicht gern gesehen) oder wir quetschen noch einen Stuhl an die Kante und sitzen wieder mal ziemlich eng und unbequem. Und komischerweise oft mit dem absurden Gefühl, uns für unsere Vielzahl entschuldigen zu müssen.

 

Als fünfköpfige Familie muss man stets gut organisiert sein, alles muss frühzeitig reserviert  werden. Bye-bye Spontaneität. Sonst hat man es schwer. Kreativität ist gefragt, Improvisation an der Tagesordnung. Immer wieder merkt man: drei Kinder sind definitiv mindestens eines zuviel. Ab und zu ertappe ich mich beim Gedanken, wie es wohl wäre, wenn wir nur ein oder zwei Kinder hätten… Ja, vieles wäre weniger umständlich, weniger anstrengend, aber dennoch möchte ich natürlich keines meiner Kinder missen. Nein, wir passen nicht in das klassische Vater-Mutter-Kind-Kind-Schema. Wir sind etwas Besonderes. Und das ist auch gut so!

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Habt Ihr auch mehr als zwei Kinder und ähnliche Erfahrungen gemacht?

#familylife – wenn die ganze Familie krank ist

Oh Mann…. Es ist mal wieder soweit: pünktlich eine Woche vor unserem Osterurlaub werden wir alle krank. Es fing letzten Samstag an. Carla (5) war auf einen Geburtstag eingeladen, auf den sie sich schon sehr freute. Das Geschenk war besorgt und eingepackt, alles war vorbereitet. Gegen Mittag gingen die Kinder baden; und da fing es an: Carla fühlte sich schlapp, bekam Schüttelfrost und erhöhte Temperatur. Den Geburtstag musste ich absagen. Nachts durfte sie in meinem Bett schlafen. Die halbe Nacht hustete sie (direkt in mein Gesicht) und ich kochte Tee, reichte ihr Taschentücher. Am Sonntag ging dann gar nichts mehr bei der kleinen Maus. Sie hatte den ganzen Tag über Fieber, aß (bis auf die Apfelstücke, die ich ihr fütterte) nichts und schlief die meiste Zeit.

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Abends, als unsere beiden Mädchen endlich ruhig eingeschlafen waren, machten wir es uns mit unserem Sohn (9) vor dem Fernseher gemütlich. Wenigstens etwas abschalten, etwas Ruhe bevor wir ins Bett gingen. Plötzlich kotzte unser Sohn ohne jegliche Vorankündigung aufs Sofa – nein, er hatte sich nicht angesteckt; er hatte während wir die Mädchen ins Bett brachten, einen Liter Eistee auf ex getrunken (warum auch immer) und nun Luft im Bauch, und irgendwie ergoss sich dann alles auf einmal im Schwall über unser Sofa… Natürlich sind Westenddad und ich nach über 10 Jahren und insgesamt vier Kindern, ein eingespieltes Team: ohne uns abzusprechen sprangen wir beide auf und erledigten routiniert unsere Aufgaben. Ich kümmerte mich um unseren Sohn, er sich ums Sofa. Dann gingen wir ins Bett – nix mit ruhigem Fernsehabend.

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Am nächsten Morgen ging es Carla schon wieder besser, aber nun fing es bei mir an: Kratzen im Hals, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit. Ausruhen war nicht wirklich drin: viel zu viele Termine standen an (schließlich sind wir ja bald wieder einige Wochen weg) – und die Sofabezüge mussten gewaschen werden. Nachts fing dann unsere Kleinste (4) an: sie kam wimmernd zu uns ins Bett, hustete und war heiß wie eine Kartoffel. Here we go again!… Carlos geht´s wie immer super, er ist nie krank, und er hat uns versprochen, keine Getränke mehr zu exen. Er ist gerade in der Schule. Wir anderen vier hängen mehr oder weniger angeschlagen so herum: Papa und Emma im Bett, Mama und Carla auf dem Sofa. Krank und frustriert. Im Hinterkopf alle Dinge, die wir eigentlich jetzt machen müssten. Vor allem ich komme damit schlecht klar, werde unruhig und fühle mich nutzlos. Kranksein ist ja so eine Zeitverschwendung, Fremdbestimmung, deprimierend. Wenigstens habe ich es geschafft, mal wieder einen Blogpost zu verfassen! 😉