Der Beginn einer neuen Ära: Hurra, wir brauchen keine Windeln mehr!!!

29. April 2017 – wir (das sind Westenddad und ich) schreiben das Ende einer Ära, etwas noch vor einer Woche Unvorstellbares ist eingetreten, etwas, von dem wir schon sooo oft gesagt hatten, wenn es endlich soweit ist, machen wir nicht drei, sondern mindestens zehn Kreuze: wir brauchen keine Windeln mehr!!! Seitdem wir Kinder haben, und das sind mittlerweile fast 8,5 Jahre, gab es noch keine Zeit, in der wir keine Winden gebraucht hätten: Carlos war gerade trocken geworden, da wurde Carla geboren, und 1,5 Jahre später kam dann Emma auf die Welt. Wir mussten also zwei Jahre lang sogar doppelt Windeln kaufen, eine kleinere Größe für Emma, eine größere für Carla. Erst seitdem die beiden nur noch nachts eine trugen, mussten sie sich öfters auch mal eine Größe teilen, die war dann entweder Emma etwas zu groß oder Carla etwas zu klein. Nun ja, war ja nur für nachts.

Keine Windeln mehr bedeutet für uns ein Meilenstein! Einem wird klar: die Kids werden WIRKLICH größer! Sie werden NIE WIEDER Windeln brauchen (außer im Alter vielleicht, aber das werden wir dann nicht mehr miterleben), wir werden NIE WIEDER Windeln für sie kaufen müssen. Super! Ja, aber etwas Wehmut schwingt in dieser Erkenntnis schon mit. Das ist aber ganz normal und bei jedem Meilenstein des Großwerdens so: Schnullerentwöhnung (bei meinen hinfällig, denn sie haben nie einen genommen), der erste Kindergarten-Tag, der letzte Kindergarten-Tag, die Einschulung, der erste Zahn, bzw. der letzte Milchzahn, der dann irgendwann weg ist, die erste Freundin/ der erste Freund, die Hochzeit des eigenen Kindes, die eigene Elternschaft des Kindes, … Für mich gehört die Keine-Windeln-Mehr-Erfahrung da ganz klar dazu! Und es ist ja so: je mehr Kinder man hat, desto länger sind diese Phasen: als Carlos seinen letzten Kita-Tag hatte, wurde ich fast wehmütig, dass diese Zeit nun vorbei war, aber durch seine beiden Schwestern wusste ich ja auch,  dass ich trotzdem noch jeden Tag da sein würde, und auch Carlos weiterhin bei Sommerfesten und Weihnachtsfeiern dorthin mitnehmen würde, so war es für mich schon erträglicher – ich werde bei solchen Dingen  nämlich immer ziemlich emotional.

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Keine Windeln mehr bedeutet aber vor allem auch einen weiteren Schritt in die Unabhängigkeit, was gleichzeitig mehr Freiheit für die Eltern bedeutet. Es ist öfters vorgekommen, dass wir mit den Kindern in Spanien bei der Oma waren und sie dann spontan da schlafen wollten. Klar, kein Problem! Ich sah uns in Gedanken schon in Ruhe an der nächsten Bar ganz ohne Kinder Cocktails schlürfen, doch dann bemerkten wir: Ach nee, geht nicht – wir haben ja nur noch eine Windel dabei. Klappt also leider doch nicht. Während der Windelzeit wäre es wohl das Schlimmste, was einer Mutter (oder einem Vater) passieren könnte, sich unterwegs mit dem Baby, fernab von Drogerie- oder Supermärkten oder sonstigen windelverkaufenden Stellen ohne Windeln und/ oder Feuchttücher wiederzufinden. Ich erinnere mich noch gut an den Wucher, den Autobahntankstellen in der Schweiz mit der Not junger Eltern treiben: 2014 kostete dort eine Packung Windeln 18,00€! Unglaublich, aber was hätten wir denn ohne machen sollen? Also waren wir genötigt, diesen horrenden Preis dafür zu bezahlen. Und auch für die Feuchttücher (die wir glücklicherweise noch vorrätig hatten) verlangten sie ca. 5,00€ – für ein kleines No-Name-Päckchen, kein Super-Marken-Maxi-Vorrats-Familypack! Ja, Feuchttücher sind fast genauso unabdingbar wie Windeln, und in der Kombination unzertrennlich, wie Pommes und Ketchup oder Kaffee mit Milch. Klar geht auch das eine ohne das andere aber … schweeeeeer. Erst vor ca. 6 Wochen – ich wollte meinen Mädchen gerade endlich die Windel für die Nacht nach einem langen, harten, stressigen Tag machen, hatte praktisch den Feierabend schon vor Augen, da bemerkte ich, dass die Windelpackung leer war. Leer! Ich suchte im ganzen Haus, fand aber nur noch eine Windel irgendwo in einer alten Badetasche. Also musste ich abends um 20:30 noch mal los zum Supermarkt – Papa war wie immer um diese Zeit arbeiten.

Ein weiterer Vorteil, die Windeln los zu sein, ist natürlich der finanzielle Aspekt. Gut, zuletzt habe ich für beide Mädels ja nur noch abends eine, also zwei pro Tag, bzw. pro Nacht, gebraucht. Sind dann also inklusive der dazu gehörigen Feuchttücher pro Monat vielleicht 20,00€. Das klingt jetzt nicht dramatisch – ist aber auch schon ein komfortables Mittagsmenü mit Schatzl. Wenn die Kinder noch kleiner sind und vielleicht 5-8 Pro Tag benötigen (von Durchfallzeiten mal ganz zu schweigen), summieren sich die Ausgaben für Windeln und Feuchttücher schon auf fast ´nen Hunni pro Monat (bei EINEM windelbedürftigen Kind).

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Andere Länder, andere Sitten

In Spanien übrigens noch mehr, denn da kostet komischerweise alles was mit Kindern und Kinderhygiene zu tun hat gern mal das Doppelte. Da mein Partner Spanier ist, und meine Kinder Halbspanier, habe ich natürlich ein ganz besonderes Verhältnis zu diesem Land und seiner Kultur. Da ich gerade einen Beitrag darüber für Frau Mutter vorbereite, werde ich hier nicht so viel dazu vorwegnehmen, aber was das Thema Windeln angeht, muss ich schon jetzt mit Euch teilen: in Spanien ist es nämlich so, dass die Leute spätestens von einem Zweijährigen erwarten, dass es trocken ist! Die Kita meines kleinen Neffen teilte der Mutter (meiner Schwägerin) mit, dass ihr Kleiner nach den Sommerferien (im September wurde er da zwei Jahre alt) doch bitte auf jeden Fall ohne Windeln kommen sollte. Sie hatte also quasi den Auftrag, ihr Kind über die Sommerferien „sauber“ zu bekommen – mit nicht einmal ganz zwei Jahren! Doch worüber ich noch viel erschrockener war, war ihre Reaktion, dass sie das nicht einmal komisch fand. Im Gegenteil: unser Sohn war zu der Zeit gerade 2,5 Jahre alt und wurde von den Spaniern schief angesehen, weil er noch Windeln trug. Vor allem ich wurde von der spanischen Familie oft daraufhin angesprochen, was ich natürlich als Kritik verstand. Ich erklärte ihnen dann immer wieder das Gleiche, nämlich dass man (laut Fachliteratur und den Erziehern meiner Kinder – einer deutsch-spanischen Kita) vor dem dritten Lebensjahr eines Kindes gar nicht mit der Entwöhnung anfangen KÖNNE, und auch danach ganz ruhig machen soll, also erst wenn das Kind von sich aus Interesse an dem Thema zeigt, etc., etc…. Selbst wenn das Kleine davor, also vor seinem zweiten Geburtstag, mal ins Töpfchen oder in die Toilette machen sollte wenn man es daraufsetzt, sei das eher ein Zufall. In Spanien sieht man das aber scheinbar anders. Je älter das Kind dann ist, desto mehr Unverständnis über die Windeln wird in den Augen der Spanier sichtbar, und desto unangenehmer wurde es dann natürlich auch mir. WAAAAAASSS????!!! Dein Dreijähriger hat noch Windeln?? (Das kam bei mir dann so an wie: Was bist du denn nur für eine unfähige, nachlässige Mutter, ist dir das Thema wohl egal – oder bist du etwa zu faul, sie ihm abzugewöhnen!?… ) Laut Eltern.de ist aber sogar „Ein dauerhafter Verzicht auf Windeln (…) frühestens ab drei möglich.“ Das sind  wohl einfach Kulturunterschiede, wobei ich mich in diesem Fall eher der deutschen Herangehensweise näher fühle – wozu soll ich mein Zweijähriges dazu zwingen, ohne Windeln klarzukommen, ständig seine noch unvermeidlichen „Unfälle“ wegzuwischen, mir selber und meinem Kind Stress zu machen, es vielleicht durch das „Scheitern“ sogar noch zu frustrieren und so irgendwelche Psychosen bei ihm auslösen, durch die es dann am Ende noch in seiner „analen Phase“ oder sonst irgendwo stecken bleibt (ok, ist jetzt vielleicht leicht hysterisch gedacht 😉 …) wenn das alles auch ein halbes oder ein oder eineinhalb Jahr(e) später ganz von alleine klappt?

Letztendlich muss jeder mit seinem Kind den für sich passenden Weg finden. Manche Kinder sind sicher relativ problemlos schon mit zwei Jahren trocken, während andere mit zehn noch nicht nachts von der Windel weg sind. Bei meinen dreien war es ganz unterschiedlich: der Große hatte bis er drei Jahre und drei Monate alt war eine Windel (sowohl tagsüber als auch nachts) und dann von einem auf den anderen Tag gar keine mehr (also weder tagsüber noch nachts), die Mittlere hatte ab ca. 2 Jahren und 10 Monaten tagsüber keine Windel mehr, nachts machte sie aber noch regelmäßig ein – weshalb sie nachts weiterhin eine Windel trug. Meine Kleinste war tagsüber mit 2,5 Jahren am frühesten von der Windel weg, was sicher auch mit dem Beobachten ihrer nur 1,5 Jahre älteren Schwester zu dem Thema zu tun hat. Seit ein paar Wochen schläft sie auch nachts problemlos ohne Windel, und am 29. April (das Datum kann ich mir gut merken, da mein Opa an dem Tag Geburtstag gehabt hätte), also drei Wochen vor ihrem fünften Geburtstag, ist nun auch endlich die Mittlere komplett von den Windeln los! – natürlich hatte ich erst zwei Tage vorher eine neue Maxipackung Windeln und Feuchttücher gekauft…